Psychoanalyse
Psychotherapie / Sozial- und Kulturtheorie
„Im Seelenleben des Einzelnen kommt ganz regelmäßig der Andere als Vorbild, als Objekt, als Helfer und als Gegner in Betracht und die Individualpsychologie ist daher von Anfang an auch gleichzeitig Sozialpsychologie in diesem erweiterten, aber durchaus berechtigten Sinne.“ Sigmund Freud
Psychoanalyse als Psychotherapie: Was bewegt uns, was treibt uns an so zu handeln, zu denken und zu empfinden wie wir es tun? Dies zu erforschen, uns unserer eigenen zum Teil unbewussten Beweggründe unseres Verhaltens und Erlebens bewusst zu werden, ist die wesentliche Zielsetzung einer Psychoanalyse. Dies bildet eine wesentliche Basis, um ein handlungsfähiges, eigenverantwortliches und selbstbestimmtes Leben zu führen.
Im therapeutischen Prozess beleuchten wir gemeinsam Ihre Stärken und Hemmungen, Ihre Ressourcen und Potentiale und wir versuchen die Botschaften von psychischen und psychosomatischen Beschwerden zu verstehen.
Der englische Psychoanalytiker Donald W. Winnicott sah im kreativen Menschen den gesunden Menschen. Während zu große Anpassung zu Unzufriedenheit und zum Gefühl der Fremdbestimmung führt, bedeutet eine kreative Lebensführung Schöpfer/Schöpferin des eigenen Lebens zu sein. Kreativität meint hier, Neues für sich zu entdecken, sich anzueignen und verwerten zu können.
Psychoanalyse erfolgt drei bis vier Mal die Woche, liegend. Die hohe Frequenz hilft im analytischen Prozess zu bleiben und das liegende Setting unterstützt die freie Assoziation, mit deren Hilfe wir den Spuren ins Unbewusste folgen. Alles kann zur Sprache kommen: Probleme und Herausforderungen im Alltag, Familie oder Beruf, Hoffnungen und Träume sowie psychische oder körperliche Symptome.
Psychoanalytische Psychotherapie ist ein modifizierte Form der Psychoanalyse; in diesem Fall finden die Sitzungen ein bis zwei Mal die Woche statt und erfolgen im Sitzen. Die Dauer einer psychoanalytischen Psychotherapie, deren Zielsetzung oft eine bestimmte Problemstellung fokussiert, ist in der Regel kürzer als die einer Psychoanalyse, welche über mehrere Jahre gehen kann.
Psychoanalyse als Sozial- und Kulturtheorie: Die Psychoanalyse ging von Anfang an über ihre therapeutische Anwendung, aus der sie erwachsen ist, hinaus. Bereits 1917 schrieb Sigmund Freud: „Die Psychoanalyse wird als Wissenschaft nicht durch den Stoff, den sie behandelt, sondern durch die Technik, mit der sie arbeitet, charakterisiert. Man kann sie auf Kulturgeschichte, Religionswissenschaft und Mythologie ebensowohl anwenden wie auf die Neurosenlehre, ohne ihrem Wesen Gewalt anzutun. Sie beabsichtigt und leistet nichts anderes als die Aufdeckung des Unbewußten im Seelenleben.“
Schon zu Freuds Zeiten wurde die Psychoanalyse als Instrument der Aufklärung und soziologisches Forschungsinstrument gesehen und Personen ohne medizinischen Hintergrund ausgebildet, unter anderem Pädagogen, Sozialbeamte, Juristen, Fürsorgerinnen etc. In seinem Aufsatz aus dem Jahr 1913 „Das Interesse an der Psychoanalyse“ erläutert Sigmund Freud, neben den psychologischen, vor allem die nichtpsychologischen Wissensgebiete die an der Psychoanalyse ein besonderes Interesse haben können. So beschreibt er das sprachwissenschaftliche und das philosophische Interesse, das biologische und das entwicklungsgeschichtliche Interesse, das kulturhistorische und das kunstwissenschaftliche Interesse, das soziologische und das pädagogische Interesse.
Mittlerweile haben sich psychoanalytische Erkenntnisse in unterschiedlichsten Disziplinen der Human- und Geisteswissenschaften verankert und finden darüber hinaus in Supervision, Coaching, Teamentwicklung und Organisationsberatung ihre Anwendung.